16. Februar 2018

Der unbekannte Stadtteil

Obwohl Eller mit seinen ungefähr 30.000 Einwohnern zu den größten Stadtteilen Düsseldorfs gehört, ist es selbst für viele Landeshauptstädter ein recht unbekanntes Terrain. Erzählt man einem Düsseldorfer, man wohne neuerdings dort, wird garantiert mit einem »In Eller stirbste schneller!« gekontert. Eine Erklärung, woher dieser Spruch überhaupt kommt, bleibt regelmäßig aus.

Wenn es eine Erklärung für diese unfreundliche Wertung gibt, hat sie mit dem heutigen Eller nichts mehr gemein. Vermutlich kommt sie daher, dass im Eller der Zeit der Industrialisierung Straßenzüge entstanden, in denen Arbeiter der an den Ortsteil angrenzenden Eisen- und Stahlindustrie recht armselig untergebracht wurden. Das Elend der zugereisten Arbeiterschaft brachte ein Quartier schnell in Verruf. Ob dies immer gerechtfertigt war, darf gerne bezweifelt werden. Und heute gilt dies ohnhin längst nicht mehr.

Heute ist – das große unbekannte – Eller trotz der recht dichten Besiedelung ein recht ruhiges, manchmal sogar beschauliches Viertel. Nicht Wenige vermuten, dass es in den kommenden Jahrzehnten sogar zu einem echten In-Viertel aufsteigen könnte. Nicht wenige Aspekte sprechen dafür. Eine gewachsene Struktur mit einem erlebbaren Zentrum um den Gertrudisplatz und seinem Wochenmarkt, die Läden auf der Gumbertstraße und die ruhigen, mit Alt- und Neubauten gut durchmischten Wohnstraßen warten nur darauf, aus einem gewissen Dornröschenschlaf erweckt zu werden. Zudem ist Eller mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut mit dem Zentrum verbunden, die Naherholungsgebiete um den Unterbacher See und der Eller Schlosspark liegen in direkter Nachbarschaft. Sogar die Mieten in dieser Kleinstadt innerhalb Düsseldorfs sind noch auf einem Niveau, das gerade jüngere Menschen nach Eller lockt. Der von der Werbegemeinschaft Eller geprägte Spruch »Wir sind individuEller« kommt also nicht von ungefähr.

Die Geschichte Ellers reicht weit zurück. Spuren einer Besiedelung wurden für das zweite Jahrhunder nach Christus nachgewiesen und die erste urkundliche Erwähnung des Fleckens stammt aus dem Jahr 1218 und der Name »Elnere«, was »Weide am Sumpf« bedeutet, tauchte 1231 erstmals auf. Um 1300 wuchs Eller im Umfeld der heutigen Straße Alt Eller bis zum Lauf der Düssel zu einer geschlossenen Siedlung heran und 1309 wurde »Castrum Elnere« also die sicher schon viel früher entstandene Burg Eller erstmals erwähnt. Das Rittergut wechselte bis ins 18. Jahrhundert häufig seine Besitzer. 1823 wurde es sogar öffentlich versteigert. Der neue Besitzer ließ die inzwischen marode Burg bis auf den Turm abreißen und das Schloss im heute sichtbaren klassizistischen Stil neu erbauen.

Das Restaurant »Holländisches Haus« in der Gumbertstraße zwischen Alt-Eller und der Düssel wurde 1648 erbaut und 1813 umgebaut. Nach dem Turm der Burg Eller, der in das spätere Schloss integriert wurde, ist es das älteste erhaltene Baudenkmal Ellers.

Der weitläufige Schlosspark wurde übrigens erst im Jahr 1950 für die Öffentlichkeit freigegeben. Heute finden im Schloss verschiede kulturelle Veranstaltungen wie auch stilvolle Trauungen statt.

Alte Elleraner bezeichen sich gerne als »Hötter« und ihren Stadtteil als »en de Hött«. Genaugenomen handelt es sich dabei um den Teil Ellers, der 1845 durch den Bau der Eisenbahnlinie zwischen Düsseldorf und Köln vom Kern des Viertels abgeschnitten wurde. Im Düsseldorfer Platt wird eine Hütte oder auch eine Straßenecke als »Hött« bezeichnet. Diese abgeschnittene Ecke befindet sich im Bereich der Straßenzüge Am Straußenkreuz, Ludwigstraße und Werstener Feld, bis zum Friedhof Eller. Einige Kneipennamen und der Karnevalsverein der »Hötter Jonges« erinnern an diese Ortsbezeichnung.

DUESSEL AQUA empfiehlt einen entspannten Spaziergang durch den von Adolph von Vagedes und Maximilian Friedrch Weyhe gestalteten Schlosspark. Wer dann noch etwas zeitgenössische Kunst oder Beispiele der Stadtteilhistorie betrachten möchte, sollte sich nach der aktuellen Ausstellung im alten Bahnhof Eller, dem heutigen »Kulturbahnhof Eller« erkundigen. Ein ganz anderes Erlebnis bietet der ehemalige Ringlockschuppen an der Harffstraße, der zu einer prächtigen »Classic Remise« umgebaut wurde, in der heute unzählige Oldtimer-Fahrzeuge präsentiert, restauriert und bei Bedarf auch restauriert werden. Dieses ganz besondere Museum, das nicht nur passionierte Automobilisten begeistert, ist bei freiem Eintritt zu besuchen. Ein im Zentrum des Ringlockschuppen befindliches Restaurant bietet einen faszinierenden Blick auf die historischen Traumwagen.

In Eller, das kann man ohne Frage konstatieren, lebt man gerne sehr lange.

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