4. Dezember 2016

Die Weiße Frau von Düsseldorf

Wer in diesen Tagen den Düsseldorfer Burgplatz besucht, wer sich den Schlossturm, die Glühweinstände, das bunt leuchtende Riesenrad ansieht, wird hier viele fröhliche Menschen aus aller Herren Länder treffen. Daran ändert sich selbst dann nichts, wenn man sich hier zur Geisterstunde von einem Gespenst erzählt. So auch in Düsseldorf, so auch genau hier in der Altstadt. Die hier erzählte Geschichte rankt sich um eine Weiße Frau, die einst immer wieder durch das inzwischen leider zerstörte Schloss und nun zur Geisterstunde als Gespenst durch den übrig gebliebenen Schlossturm wandert.

Es ist die Geschichte der „unglücklichen Fürstin“ Jakobe von Baden, die nach ihrem Tod zur sagenhaft Weißen Frau Düsseldorfs wurde. Geboren wurde sie am 16. Januar 1558 als Prinzessin von Baden-Baden und heiratete in einer prunkvollen Hochzeit im Juni 1585 Johann Wilhelm I., Sohn und Thronfolger Wilhelms des Reichen. Ihn darf man übrigens keinesfalls mit dem ungefähr 100 Jahre später in Düsseldorf regierenden „Jan-Wellem“ verwechseln.

Jakobes Ehemann galt in schweren Zeiten lodernder Konfessionskriege im Umland, der Pest in Neuss und des in Aachen drohenden spanischen Heeres als nicht regierungsfähig, neigte zu Wahnvorstellungen und Tobsuchtsanfällen, weswegen man ihn zum Schutz des eigenen Personals und seiner Ehefrau bisweilen wegsperrte. Zudem war er, wie berichtet wird, nicht in der Lage für fürstlichen Nachwuchs zu sorgen. Angesichts seines geistigen Zustands bemühte sich Jakobe ihrem Mann beispielsweise zu helfen, indem sie Reliquien in seine Kleidung einnähte. Ohne Erfolg und sogar schlecht für sie, denn man machte ihr aufgrund dieser Bemühungen später sogar noch den Prozess wegen angeblicher Zauberei.

Als dann der offiziell noch regierende Wilhelm der Reiche immer seniler wurde und schließlich starb, strebte Jakobe – protestantisch geboren und katholisch aufgewachsen – danach, die Regierungsgeschäfte zu übernehmen. Obwohl oder weil sie durchaus für Ausgleich hätte sorgen können, dürfte dies zum Missfallen der eigentlich herrschenden evangelischen und katholischen Räte und der stets Ränke schmiedenden Fürsten des Umlands gewesen sein, die sich teilweise sogar die Unterschrift Johann Wilhelm I. im Sinne ihrer Machenschaften erschlichen. Hinzu wurde Jakobes Liebesverhältnis mit dem wesentlich jüngeren Amtmann zu Monheim Dietrich von Hall zu Ophoven bekannt.

Der eben angedeutete Zauberei-Prozess beim Papst in Rom und beim Kaiser in Prag zog sich hin, verlief im Sande, was die katholische Seite natürlich erzürnte. Da man zudem die Kinderlosigkeit in damaliger Zeit stets der Frau zusprach und es um das angedrohte Ende einer Dynastie ging, kam Jakobes Schwägerin, politische Gegenspielerin und potentiell für einen Erben sorgende Sibylle von Jülich-Kleve-Berg auf den Plan. Jakobe wurde im Schlossturm gefangen gehalten und es steht zu vermuten, dass diese hinter den Vorfällen in der Nacht vom 2. auf den 3. September 1597 steckte.

Die Maria Stuart vom Rhein

Nachdem Jakobe von Baden am Abend noch Gäste empfangen und auf ihren Mann hat anstoßen lassen, wurde sie, obwohl sie bei bester Gesundheit gewesen sein soll, am folgenden Morgen tot in ihrem Bett aufgefunden. Augenzeugen berichten von Würgemalen an ihrem Hals, später wurde fälschlicherweise auch von einer Enthauptung berichtet, was Parallelen zu Maria Stuart entstehen ließ.

Für die Düsseldorfer blieb Jakobe von Baden die „unglückliche Fürstin“ und hatte, obwohl sie keine Rheinländerin war, alle Sympathien auf ihrer Seite. Das war ein gute Fundament für allerlei Geschichten um Jakobe, die fortan als Weiße Frau in Schloss und Schlossturm umhergeisterte.

Dabei, das sei noch erwähnt, ist das vermutlich sogar die Waschmittelwerbung inspirierende Auftreten, eher unwahrscheinlich. Sicher, die Farbe Weiß symbolisiert ihren Status als unschuldig Hingerichtete, aber aufgrund der damals modernen schwarzen spanischen Hoftracht war Heinrich Heine in seinem „Buch LeGrand“ 1826 zumindest in Beschreibung der Kleidung näher an den Tatsachen:

O Gott! Einst war die Welt so hübsch, und die Vögel sangen dein ewiges Lob, und die kleine Veronika sah mich an mit stillen Augen, und wir saßen vor der marmornen Statue auf dem Schloßplatz – auf der einen Seite liegt das alte, verwüstete Schloß, worin es spukt und nachts eine schwarzseidene Dame ohne Kopf mit langer, rauschender Schleppe herumwandelt …“

Am Abend des 10. September 1597 wurde die Jakobe von Baden in der Kreuzherrenkirche unter Ausschluss der Öffentlichkeit beigesetzt und erst am 23. März 1820 wurden sie im Rahmen einer ihr zustehenden Feier in die Lambertuskirche umgebettet. Im Düsseldorfer Stadtmuseum wird heute eine Locke ihres Haares aufbewahrt. Ob das Gespenst Jakobes auf der Suche danach ist und deshalb keine Ruhe finden kann? Man sollte sie ihr in den Schlossturm bringen.

Ob mit oder ohne Gespenst, die Fahrt mit dem Riesenrad lohnt sich immer.

DUESSEL AQUA wünscht bei allen Gruselgeschichten, die diese dunkle Jahreszeit auch bieten mag, eine fröhliche Weihnachtszeit und empfiehlt eine stimmungsvolle Rundfahrt mit dem Riesenrad auf dem Düsseldorfer Burgplatz. Vielleicht, wenn sie dabei einen Blick in die Fenster der „Laterne“ des Schlossturms wagen, können Sie der Weißen Frau einmal kurz zuwinken. Sollten Sie es nicht nach Düsseldorf schaffen, können Sie die Weiße Frau sogar auf unserem Foto entdecken.

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