3. Januar 2018

Königsraub und Sterneküche

Das im hohen Norden der Landeshauptstadt liegende Kaiserswerth wurde erst 1929 eingemeindet. Dabei hat es eine wesentlich längere Geschichte als die Stadt Düsseldorf selbst vorzuweisen. Bereits zwischen 695 und 700 gründete der angelsächsische Mönch Suitbert auf dem damaligen Werth – einer Rheininsel – ein Benediktinerkloster. Da die Insel zugleich einen Rheinübergang und aufgrund einer guten Übersicht über den Fluss eine günstige strategische Lage bot, war sie ideal zum Bau einer Festung.

Nach der Zerstörung des Benediktinerklosters und der Gründung des »Stifts Kaiserswerth« im Jahr 877 begann 1045 die Zeit der weithin bekannten Kaiserpfalz, was 1145 darin mündete, dass Kaiserswerth von König Konrad III. die Previlegien einer Reichsstadt erwarb. 1174 ließ Kaiser Friedrich Barbarossa die Pfalz zu einer mächtigen Festung ausbauen und verlegte den Rheinzoll vom holländischen Tiel nach Kaiserswerth. Kaiser Barbarossa war dafür bekannt, sein Reich »vom Pferd aus« zu regieren, so hat er Kaiserswerth und die anderen im Land verstreuten Pfalzen auf seinen Reisen als Zwischenstation genutzt, jedoch nicht zum Wohnsitz erklärt.

Von der einstigen Insellage ist nur noch etwas zu erahnen, wenn man zwischen Klemensplatz und Markt die Brücke über ein heute trockenes Tal überquert.

Immer wieder stellt sich die Frage, wo die große Rivalität Düsseldorfs zum rheinaufwärts liegenden Köln herrührt. Vielleicht trägt eine Geschichte aus Kaiserswerth zumindest eine Mitschuld daran?

Der Königsraub von Kaiserswerth

Im April 1062 besuchte der damals elfjährigen König Heinrich IV. – das ist jener König, der uns mit seinem späteren »Gang nach Canossa« an einen Begriff aus dem Geschichtsunterricht erinnern dürfte – mit seiner Mutter, Kaiserin Agnes, die Kaiserpfalz. Dort trafen sie sich anlässlich eines Festmahls mit dem Kölner Erzbischof Anno II., der den jungen König zur Besichtigung seines prachtvollen Schiffes einlud. Kaum hatte Heinrich das Schiff betreten, legten sich die Ruderer in die Riemen. Mitten auf dem Fluss soll der verängstigte, einen Anschlag auf sein Leben vermutende Heinrich in den Rhein gesprungen sein und wäre fast ertrunken, wenn ihm der ebenfalls auf dem Schiff befindliche Graf Egbert von Braunschweig nicht nachgesprungen wäre, ihn gerettet und wieder an Bord gebracht hätte.

So konnte Anno den König nach Köln entführen und von der Kaiserin die Reichsinsignien erpressen.

Dieser »Staatsstreich von Kaiserswerth« brachte dem Kölner Erzbischof bis zur Volljährigkeit Heinrich IV. die Regentschaft über das ganze Heilige Römische Reich. Das Verhältnis zwischen den Beiden soll während dieser Zeit verständlicherweise kein gutes geworden sein.

Die Geschichte Kaiserswerths blieb weiterhin eine recht bewegte. Der mittelalterlichen Blütezeit reicher Zolleinnahmen folgten bis in die Neuzeit immer wieder Belagerungen, Grenzverschiebungen, Zerstörungen und schwere Rheinhochwasser.

Florence Nightingale

Im 19. Jahrhunder erlangte Kaiserswerth aufgrund der von Theodor Fliedner gegründeten Diakonissenanstalt besondere Bedeutung. Dort ließ sich keine Geringere als Florence Nightingale in den Jahren 1849 und 1851 in der Wundversorgung und Krankenpflege ausbilden und legte damit einen wichtigen Grundstein für ihren späteren Ruhm. Noch heute ist die Diakonie in Kaiserswerth eines der größten Krankenhäuser Düsseldorfs.

Ein Ausflug nach Kaiserswerth

Wir von DUESSEL AQUA meinen, dass bei einem Besuch der Landeshauptstadt auch ein Ausflug nach Kaiserswerth eingeplant werden sollte. Aus der Düsseldorfer Innenstadt kommend ist Kaiserswerth bequem mit der Linie U79 zu erreichen. Zwischen April und Oktober lohnt sich bei gutem Wetter die Fahrt per Ausflugsdampfer der Weißen Flotte von der Altstadt aus.

Bereits vom Schiff aus ist die Ruine der Kaiserpfalz Friedrich Barbarossas zu sehen, deren bis zu viereinhalb Meter dicke Mauern in den Sommermonaten frei besichtigt werden können. Nicht weit von der Ruine entfernt lässt man sich hinterher in lauschigen Biergärten entspannt den Rheinstrom an sich vorbeiziehen.

Enge Gassen, stille Winkel prägen das alte Kaiserswerth. Sehenswert und besonders ruhig gelegen ist die St. Suitbertus Basilika am Stiftsplatz, in der in einem vergoldeten Schrein die Gebeine ihres Namenspatrons aufbewahrt werden.

Kontrastprogramm zwischen Sterneküche und Mauerluke

Der Kaiserswerther Markt, dessen Barockfassaden den historischen Ortskern bilden, versetzt seine Besucher beinahe in eine alte niederländische Stadt.

Neben einigen Geschäften, Cafés und Restaurants ist hier hinter der Fassade eines im Jahre 1733 erbauten Hauses ein kulinarischer Hotspot Düsseldorfs zu finden. Bereits seit 1977 lädt Sternekoch Jean-Claude Bourgueil internationale Feinschmecker in sein Restaurant »Im Schiffchen«.

Wem es nach weniger exklusiver, eher deftiger Küche ist, findet bei genauem Hinsehen an der Mündung des Marktplatzes zum Rhein hin in einer kleinen Luke der alten Stadtbefestigung die Ausgabe der Suppenküche »Am Bötchen«. Die dort angebotenen und leger am Rheinufer verzehrten Eintöpfe machen selbst an kalten Tagen einen Kaiserswerth-Ausflug zu einem ganz besonderen Erlebnis.

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