Geburtstag einer Architekturikone
Das Düsseldorfer Schauspielhaus ist eines der größten Deutschlands und feiert in seiner heutigen Gestalt in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag.
Düsseldorfer können kaum erwarten, dass der einzigartige Bau, der zu einem der Wahrzeichen der Stadt geworden ist, bald wieder so zeitlos schön erstrahlt, wie sie ihn in Erinnerung haben. Aufgrund der umfassenden Renovierungsarbeiten an der strahlend weißen Fassade und den Baustellen im Umfeld ist noch (!) wenig davon zu erkennen.
Düsseldorfs reiche Theatergeschichte, der Zuspruch, den das Schauspielhaus in den Nachkriegsjahren besonders unter der legendären Leitung Gustav Gründgens erfuhr, erforderte ein neues, größeres Haus. Das alte Gebäude, das Operettenhaus an der Jahnstraße, war viel zu klein und entsprach keinesfalls den technischen Anforderungen. Gründgens sprach, wie berichtet wird, abfällig von einem »Stall«. Da war gerade in der aufstrebenden Wirtschaftsmetropole Düsseldorf an der Zeit, eine Architekturikone zu schaffen.
1959 wurde dann ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, an dem u.a. der berühmte Robert Neutra teilnahm. Gewonnen hat ihn dann der Düsseldorfer Architekt Bernhard Pfau und man kann dies heute ohne Einschränkung als Glücksfall bezeichnen. In der Überzeugung, dass es sich keinesfalls um ein Gebäude handeln dürfe, das mit einem anderen profanen Bau verwechselt werden könne, schuf er ein städtebaulich, ästhetisch und auch bezüglich des Innenausbaus einzigartiges Objekt. Gemeinsam mit dem in seiner extrem schlanken, kubischen des 1960 in direkter Nachbarschaft errichteten Dreischeibenhauses sollte das Schauspielhaus mit seinen Rundungen einen maximalen Kontrast darstellen, der aus beiden Konzepten ein wirkliches Ensemble werden ließ.
Die Rundungen mit ihrer strahlend weißen Fassade sind es die schon beim äußeren Anblick die Absicht Pfaus verdeutlichen, dieses eigentlich mächtige Gebäude als elegante, leicht schwebende organische Skulptur erscheinen zu lassen.
Innen besticht neben zeittypischen Elementen zunächst das offen gestaltete Hauptfoyer mit seiner Ausrichtung zum angrenzenden Hofgarten, der aufgrund der großen Fenster eine Einheit zwischen Architektur und Natur schafft. Niemand übersieht zudem die beeindruckende Deckenkonstruktion, die beweist, dass auch Beton einer organischen, der Natur entlehnten Struktur nicht im Wege stehen muss.
Zwei Bühnen, das Große und das Kleine Haus verbergen sich in den Rundungen des Gebäudes. Das Große Haus besitzt mehr als 1.000 Sitzplätze in aufsteigenden Stuhlreihen und wurde mit Vogelahornlamellen verkleidet. Pfau bezeuchnete den Zuschauerraum als Hör- und Sehschale und es wurde größter Wert auf die akustischen Qualität gelegt.
Wir von DUESSEL AQUA empfehlen nicht nur den Besuch einer Aufführung im Düsseldorfer Schauspielhaus. Besonders beeindruckend sind die Führungen hinter die Kulissen anlässlich der ab und an stattfindenden Tage der offenen Tür. Der Blick von der riesigen Bühne, der Blick in den Zuschauerraum und ganz besonders die Erfahrung, dass das Kellergeschoss mit all seinen Werkstätten und Bühnenaufzügen beinahe ebeso groß wie das sichtbare Gebäude ist, wird dabei unvergessen bleiben.