14. Oktober 2017

Ein Park mit großer Geschichte

Der Hofgarten ist der »Central Park« Düsseldorfs. Den Stadtteilen Pempelfort und Stadtmitte zugehörig ist er mit seiner Größe von fast 28 Hektar eine wichtige Grüne Lunge der Landeshauptstadt. Besucher wie Einheimische genießen seine Wiesen, die Teiche und den großen alten Baumbestand, um sich vom Trubel der Großstadt oder einfach in der Mittagspause zu erholen. Ganz nebenbei – wie sollte es in Düsseldorf anders sein? – ist der Hofgarten ein Ort der Kunst und Kultur. Immerhin aber ein erholsamer.

Dabei hatte dieser kulturell und historisch so bedeutende Ort vor einigen Jahren sehr zu leiden. Als der Sturm Ela am Pfingstmontag, dem 9. Juni 2014 in Düsseldorf wütete, musste der Baumbestand zwar große Verluste hinnehmen, doch bemüht man sich seitens der Stadt, unterstützt von zahlreichen Bürgerspenden, um ein möglichst schnelles und erfolgreiches Wiederaufforsten.

Napoleon, Heine und Weyhe

Der Hofgarten ist ein Park mit großer Geschichte. Bereits im 16. Jahrhundert hatten die Herzöge außerhalb der Altstadt im früh eingemeindeten Pempelfort mehrere Gärten angelegt, die jedoch nach dem Siebenjährigen Krieg, der neben großer Zerstörung in Düsseldorf und Umgebung auch einen wirtschaftlichen Niedergang mit sich brachte, mehr und mehr verkamen.

Der Herzog von Jülich-Berg, Karl Theodor zu Pfalz-Sulzbach, hatte daraufhin die Idee einer frühen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, um die Wirtschaft seiner Residenzstadt wieder anzukurbeln.

Neben dem östlichen Teil der Hofgartens war der Ausbau von Landstraßen Teil des Projekts, um den Handelsverkehr zu verbessern. So wurde auch das 1765 erbaute Schloss Jägerhof durch eine Allee mit der Stadt verbunden. Es ist die auch heute noch bestehende Reiterallee, auf der Heinrich Heine zum ersten Mal Kaiser Napoleon begegnete, als dieser Düsseldorf besuchte. Wie Heine später in seinem »Buch le Grand« berichtete, wunderte er sich über dessen Hinwegsetzen über das sonst an dieser Stelle herrschende Reitverbot. »Als ich mich durch das gaffende Volk drängte, dachte ich an die Taten und Schlachten, die mir Monsieur Le Grand vorgetrommelt hatte, mein Herz schlug den Generalmarsch- und dennoch dachte ich zu gleicher Zeit an die Polizeiverordnung, dass man bei fünf Taler Strafe nicht mitten durch die Allee reiten durfte. Und der Kaiser mit seinem Gefolge ritt mitten durch die Allee […]«

Für den in Düsseldorf geborenen Dichter Heinrich Heine war der Hofgarten vielleicht ein entscheidender Ort, sich der Literatur zu verschreiben. »Ich erinnere mich noch ganz genau jener kleinen Zeit, wo ich mich eines frühen Morgens von zu Hause wegstahl und nach dem Hofgarten eilte, um dort ungestört den Don Quijote zu lesen. […] Ich aber setzte mich auf eine alte moosige Steinbank in der sogenannten Seufzerallee, unfern des Wasserfalls, und ergötzte mein kleines Herz an den großen Abenteuern des kühnen Ritters.«, erinnerte er sich 1837 in seiner Einleitung der deutschen Ausgabe des Cervantes-Klassikers an seine Kindheit.

Im Rahmen dieser vom kleinen Heine beobachteten Inspektionsreise nach Düsseldorf beauftragte Kaiser Napoleon den Architekten Adolph von Vagedes mit dem Bau der Königsallee und der heutigen Heinrich-Heine-Allee und nicht zuletzt mit der Umgestaltung des Hofgartens.

Der älteste Teil des Hofgartens wurde bereits im Jahr 1769 angelegt und wurde »zur Lust der Einwohnerschaft« ausgebaut. Er war somit der erste Volksgarten – also ein für die Bevölkerung frei zugänglicher Park – Deutschlands. Dies ist der von Nicolas de Pigage im französisch-klassizistischen Stil angelegte Teil des Hofgartens zwischen dem Schloss Jägerhof und dem Teich, in dessen Mitte der »Jröne Jong« (so nennen die Düsseldorfer ihren »grünen Jungen«) unter einer Fontäne mit einem Nilpferd kämpft. In seiner Nachbarschaft befindet sich das Gärtnerhaus, in dem der Garten-Architekt Maximilian Weyhe wohnte, nach dessen Pläne der neuere Teil des Hofgartens entstand und der alte französische Park in Teilen umgestaltet wurde. Heute befindet sich im Gärtnerhaus das Düsseldorfer Theatermuseum.

Die Erweiterung des Hofgartens war nach dem Schleifen der Festungsanlagen möglich geworden und konnten 1804 beginnen. Weyhe schuf einen Landschaftsgarten im englisch-romatischen Stil, indem er mit Wasserläufen, Teichen, Bodenerhebungen und Tälern eine scheinbare Natürlichkeit schuf, der heute aus gutem Grund unter Denkmalschutz steht.

Anregung zur Schnitzeljagd

Ein Spaziergang durch den Hofgarten ist eine Entdeckungsreise mit zahlreichen Kleinode, die von der Landskrone, dem Hexenberg, dem Ananasberg und dem Napoleonsberg immer wieder überraschende Ausblicke und Sichtachsen bietet.

Wir von DUESSEL AQUA möchten Sie mit einer längst nicht vollständigen Liste von Sehenswürdigkeiten zu einer kleinen Schnitzeljagd durch den Hofgarten anregen:

Das Denkmal zu Ehren Maximilian Weyhes.

Die Büste der Stephanie, Königin von Portugal.

Die nachts leuchtenden Lichtbänke des Künstlers Stefan Sous an der Reiterallee.

Der »Jröne Jong«.

Das Standbild des Malers und ersten Leiters der Düsseldorfer Kunstakademie Peter von Cornelius.

Das Denkmal des liegenden Kriegers von Karl Hilgers.

Die »liegende Figur in zwei Teilen« von Herny Moore.

Der Märchenbrunnen.

Der »Mahner« von Wadim Sidur.

Die »Goldene Brücke.

Die anmutige »Harmonie« von Aristide Maillol.

Sicher finden Sie auf den Wegen vom Schloss Jägerhof bis zum Ratinger Tor vor der Altstadt oder zum Ehrenhof am Rhein noch weitere überraschende Sehenswürdigkeiten, Ausblicke. Ganz sicher finden Sie zahlreiche erholsame Ruhepunkte einer offenen Gartenstadt im Sinne Maximilian Weyhes oder des in ein Buch vertieften Heinrich Heines. Vielleicht werden Sie auch bereits zu Beginn Ihres Rundgangs von einem der im Sommer stattfindenden Konzerte aufgehalten und setzen sich gemütlich auf die Wiese vor den Musikpavillon. Für einen Park mit so bedeutender Geschichte kann man sich schließlich gerne etwas mehr Zeit gönnen.

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